Cord Meijering

*  13. November 1955

von Volker Blumenthaler

Essay

In den frühen Arbeiten von Cord Meijering bilden – vornehmlich inspiriert durch die Lyrik García Lorcas – vitale, dem Körperlichen abgelauschte Gestiken und ein Hang zu ausgefeilten Ordnungsprinzipien die Eckpunkte seines kompositorischen Koordinatensystems, auf dem er über Jahrzehnte hinweg eine eigene Klangwelt aufbaute. In seinem »Opus 1« Zwei Lorca Lieder (1979) erwies er dem Dichter eine erste Reverenz, dessen Einfluss sich auch in wesentlich späteren Werken wiederfindet (Sinfonie Nr. 3 »Hommage à Korea« nach Gedichten von García Lorca für Sopran und Orchester, 2014).

»Die Ellipse eines Schreis geht von Berg zu Berg« (García Lorca: »El grito« [Der Schrei], 1921]: Diese Worte García Lorcas formen ein Sprachbild, das den Gestus der Anfangstakte des Streichquartetts Traumgesang – Nachtmusik (1983) umreißt. Die Nachtmusik besitzt die Formgestalt eines Triptychons. Das Schreimotiv bestimmt die Farbe der beiden kürzeren Außenflügel. Der wesentlich längere Mittelteil ist in das grellere Licht zuckender Intervallbewegungen getaucht. Schwer pochende Herzschläge und die gepanzerten Rhythmen eines imaginären Marsches werfen ihre harten Schatten. Seine Dynamik durchmisst die extreme Bandbreite vom dreifachen Piano bis hin zum vierfachen Forte.

Gleichwohl unterliegen Traummusiken seit Berlioz der polaren Gegenkraft kompositorischer Ordnungsprinzipien, welche die surrealen, ...